Fotogruppe Objektiv

Portrait eines Uhu - die Geschichte dahinter

Bei der nachfolgenden Aufnahme handelt es sich um eine Arbeit unseres Mitgliedes Bernhard Brautlecht. Auf den ersten Blick ergeben sich viele Rätsel; Wie kann der Uhu scharf abgebildet sein, wenn im dunklen Wald nur lange Belichtungszeiten möglich sind. Warum ist der Uhu deutlich heller als die Umgebung? Wie kann es gelingen, einem Uhu so nahe  zu kommen und warum fliegt er gerade jetzt diese Stelle an?

Da ich bei der Aufnahme dabei gewesen bin, versuche ich Hinweise zur Entstehung und Gestaltung des Bildes zu geben.

 uhu 1 20200116 2091547406

 

Zunächst einmal vorab: Es ist eine über mehrere Tage geplante Arbeit, bei der viele Details der Umsetzung vorab festgelegt waren. Bei dem Aufbau der Technik wurde das geplante Vorgehen schnell umgesetzt, um Störungen im Wald durch die Anwesenheit von Menschen und Geräusche zu minimieren. Dies ist natürlich einfacher, wenn man die verwendete Technik nicht zum ersten Male anwendet sondern 'nur' vertrautes umsetzen muss - wie in diesem Fall. Die Aufnahme entstand in einem sehr steilen Waldstück, kaum begehbar, aber dort hatten die Elterntiere ihre Jungen auf einem Stubben mit erlegten Igeln gefüttert. Die jungen Uhus kannten diese vertraute Stelle und saßen tagsüber in den umliegenden Bäumen und warteten auf ihre Mahlzeit.

Links und rechts vor der anzufliegenden Stelle wurden Leuchtenstative aufgestellt, an denen eine Lichtschranke befestigt ist. Die Lichtschranke und der zugehörige Reflektor müssen natürlich in der richtigen Höhe angebracht werden um auslösen zu können.Zwischen den beiden Leuchtenstativen wurde ein Schnur gespannt, auf die die Kamera scharf gestellt wurde.

Die Kamera steht auf einem Stativ. Verwendet wurde hier eine Rolleiflex 6008 die den riesigen Vorteil bietet, innerhalb weniger tausendstel Sekunden auszulösen. Praktisch zeitgleich mit dem Durchfliegen der Lichtschranke löst die Kamera aus. Mit einer modernen Spiegelreflex - sei sie auch noch so schnell - ist dies nicht so einfach möglich. Durch die Zeitverzögerung hätte sich der Uhu bereits einige Zentimeter weiter bewegt - wie weit genau müsste getestet oder abgeschätzt werden um den Fokus einzustellen. Dies wäre jedoch nur ungenau und kaum zuverlässig möglich.
Zeit - Blende - ISO: Die ISO war durch den verwendeten DIA Film vorgegeben. Die Zeit - Blendenkombination wurde so gewählt, das sich der Hintergrund deutlich abhebt - dunkler als das Hauptmotiv aber nicht völlig unterbelichtet.

Der Uhu ist mit je einem Blitzgerät links und rechts der Kamera ausgeleuchtet. Für die exakte Messung wurden die TTL Messung der Kamera und ein externer Blitz-Belichtungsmesser eingesetzt.

Nach dem Aufbau hieß es zunächst einmal warten - auf eine einzige Aufnahme.

 

Als der Uhu dann anflog, löste er die Lichtschranke aus und fast Zeitgleich wurden Kamera und Blitze ausgelöst. Fertig war diese einzige Aufnahme, wir konnten abbauen und Tage später konnte Bernhard nach der Entwicklung des Dia Films das Ergebnis begutachten. Zum Glück hatte alles geklappt. Wer weiß, ob die Uhus zu einem zweiten Versuch bereit gewesen wären.

 

Wie auf dem Bild zu sehen ist, war einiges Gerät im Einsatz um die Aufnahme zu realisieren.

 DSC 0091