Fotogruppe Objektiv

Bildgestaltung

SCHWARZ > WEISS

Ein persönlicher Erfahrungsbericht.

Ich fotografiere wieder mehr - sehr viel mehr - in schwarz-weiss. Seit gut einem Jahr. Digital und ohne Bildbearbeitung von bunt auf schwarz-weiss. Sozusagen Monochrom aus der Kiste. Direkt!
Das ist nicht wirklich neu für mich. Und gefühlt ist der größte Teil meines bisherigen Fotografielebens regelmäßig in schwarz-weissen Bildern abgelaufen.

 

OM 2 N

Die analoge Welt

Meine damals neue und heute alte Olympus OM 2n wurde einfach mit einem Ilford PAN F, einem HP5 oder einem AGFA APX geladen und dann ging es los.

Die Filme gab es an jeder Ecke, die Entwicklung praktisch auch und die Abzüge machte ich selbst. Im Badezimmer.

 

Die magischen 36

Es gab dann 36 Mal die Chance auf ein Foto, vorausgesetzt, die Kameraeinstellungen passten und die funzeligen Anzeigen im Sucherfenster zeigten tatsächlich das an, was messtechnisch zu erwarten war. Das klappte
überwiegend, nicht immer und eigentlich nie korrekt.
Aber die Bilder waren ok, z. Teil sehr gut, technisch fast immer knackescharf und je nach Papier für den Abzug richtig satt anzuschauen.

 

Die digitale Welt

Dann kam die digitale Welt. Also bei mir schlich sie sich nach anfänglicher Verweigerung langsam heran und vieles wurde anders, z. T. besser. Die Mengenbegrenzung „36“ fiel dem verfügbaren Speicherplatz zum Opfer und
sorgte für große Umgewöhnung. Leider reduzierten sich auch die Papierabzüge dank Bildschirmansichten, Tintenstrahldruckern und größer werdenden Festplatten.

Das ging bei mir viele Jahre gut. Schwarz-weiss gab es immer noch, wurde jedoch softwaretechnisch nach dem Farbbild erstellt. Obwohl: Technische schwarz-weiss Erzeugung blieb mir immer fremd - zumindest fand ich es etwas unnatürlich.

Die monochrome Explosion

Aber dann: Nach langem hin und her, ausprobieren, antesten, überlegen, wieder testen hab ich es „gemacht“. Eine Leica Q 2 Monochrom ist da.

Q2M

 

Und jetzt ist es fast wieder wie früher. Nur technisch sehr viel komfortabler, natürlich schneller Dank der elektronischen Helferlein und in der praktischen Ausführung - Monitoransicht oder Druck - perfekt.

 

1 Wupper

 

47,3 Megapixel, kein Tiefpassfilter, keine Bayermatrix und bei ISO 10.000 noch Bilder aus der Hand ohne nennenswerte Verpixelung sind Fakten, die mein schwarz-weisses Fotografenherz höher schlagen lassen.
Alle vorherigen schwarz-weiss-Experimente direkt an der Kamera (Farbmodus auswählen) oder mit Hilfe von Darktable (Umwandlung der dng-Dateien in sw) hatte ich immer als nicht gelungen bewertet.
Und ich habe wieder Filter entdeckt. Also Farbfilter, die direkt vor das Objektiv kommen und unglaubliche Effekte erzielen können. Meine aktuellen Favoritensind ein mittleres Rot und ein mittleres Orange. Damit direkt bei der Aufnahme zu spielen macht richtig Spaß.

 

2 Dämmerung

 

Und im vergangenen Jahr habe ich bemerkt, dass mein Farbequipment häufiger zu Hause bleibt und ich mit der Q2M loslaufe.
Nicht, dass es zu Missverständnissen kommt: Ich fotografiere sehr gern in Farbe und finde das auch weiterhin toll.
Nur ist es eben nicht - schwarz-weiss.

 

3 verblüht

 

 

Und zum guten Schluss:

Von einem gut geplanten und ausgeführten Schwarz-Weiss-Foto bekomme ich ein viel besseres Farbgefühl, als ich es mit einem Farbfoto jeerreicht habe.
Ansel Adams